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Cartagena - Kirchen, Sklaven, Piraten und Seemansgarn
(Kolumbien, 2012)

Cartagena war der wichtigste Kolonialhafen der spanischen Krone in Südamerika. Durch eine geschützte, befahrbare Bucht (abgeschirmt von Halbinseln und Inseln gegen das offene Meer) quasi ein Naturhafen, wo man nur noch ein paar Piers aufschütten musste um die Schiffe direkt zu entladen (runter kamen Spanier und Sklaven, rauf ging Gold und Smaragde). Eine großflächige Altstadt, enge Gassen, bröckelnde Fassaden, vergangner iberischer Glanz, eine massive Stadtmauer, karibische Fruchstände, eine buntgemixte Bevölkerung zeugen von dieser Vergangenheit. Cartagena wurde auch häufiger von Piraten angegriffen von Engländern und Spaniern (je nach dem, wer gerade das Sagen in der Stadt hatte) und war ein illustrer Tummelplatz der „Piraten der Karibik“.



Die Stadt besitzt im Grunde drei Teile: erstens die schmucke Altstadt und umliegende historische Viertel auf der Haupt(halb)insel, zweitens die Reichenhalbinsel Bocagrande mit Hochhäusern, teuren Cafes und Stränden, die eher an Miami als an Kolumbien erinnert. Drittens die größte Fläche in Richtung des Landesinneren, wo das Cartagena der Gegenwart (insgesamt 1 Millionen Einwohner, steigend) Barrio um Barrio aufreiht, die immer ärmlicher werden je weiter draussen und von Verkehrschaos, Staub und Hitze beherrscht werden. Man kann sagen es gibt ein historisches, ein reiches und ein armes Cartagena.



Der Stadtteil Getsemani im historischen Teil ist das Backpackerviertel, wo sich die Hotels und Restaurants mit Tante Emma Shops, Reifendiensten, Familienwohnzimmern, Kleinbordellen mit einer Traube mitgenommen dreinschauender Frauen davor, Kaffestände, Fruchtstände, zugenagelte Türen einstiger Prachthäusern, uringerüchige Hausecken, bemalte Mauern, kleine Kirchen mit belebten Vorplätzen usw.



Tags wird es heiß in Cartagena, deutlich über 30 Grad während ab Sonnenuntergang - den man gut aus einer der Schießscharten in der alten Stadtmauer betrachten – sehr angenehme T-Shirt-Temperaturen aufkommen und zugige Böen durch die Gassen pfeifen. Für die Begehung der Altstadt, dem Innehalten in Cafes, einem Aguila dann und wann und ein paar Stunden hitzegerechter Siesta nach dem Mittag kann man sich gut und gerne zwei Tage Zeit geben. Eigentlich ist kein Gebäude besonders herauszuheben, das alte Cartagena begeistert einfach und vor allem im Ganzen.

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